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Der freie Fall (Ausschnitt)

06.05.2005

2005, 5 Kanal Installation, Loop ca. 7′ SD Pal / mit: Erwin Müller / Ton: Knut Jensen & Max P. Schmid / Kamera: Thomas Isler / Produktion: Stella Händler (freihändler film produktion)

(…) Auf fünf am Boden liegenden Monitoren wird auf den nach oben gerichteten Bildschirmen der Körper eines liegenden alten Mannes sichtbar. Durch schnitttechnische Manipulation sind die Bilder in einem instabilen Zustand gehalten. Diese Instabilität überträgt sich auf die Wahrnehmung der Figur des alten Mannes. Er scheint in dem Moment gebannt, in dem alles auf der Kippe ist. Die Dauer eines Augenblicks wird ausgedehnt und aufgefächert in verschiedene emotionale Momentaufnahmen. Die Mimik oszilliert zwischen Stolz und Schrecken, die Siegerpose geht in Hilflosigkeit über, in der selbst bewussten Geste tritt Verletzlichkeit zutage. „Die digitale Bearbeitung der Videoaufnahmen – Innehalten, Verlangsamen, Zersetzen und Zerlegen – wiederholt dabei Prozesse, denen ein alter Mensch oft ausgesetzt ist, und verwendet sie zugleich, um eben davon zu erzählen.“

Annina Zimmermann in Regioartline

Angriff auf das Bild
(…) „Der freie Fall“ ist eine audiovisuelle Installation, welche Situationen visualisiert, in denen ein Mensch die Kontrolle verliert. Nun ist es aber nicht der ältere Mann selbst, sondern es ist die schnitttechnische Manipulation, die die Bilder in einem instabilen Zustand halten. Und immer wieder sind Linien sichtbar, die über den Bildschirm huschen oder sich gemächlich von der einen zur andern Seite schieben. Das Videobild ist eines, dass sich in Zeilen aufbaut. Das dadurch gegebene Schichtverfahren wirkt, auf den Menschen und ins besondere auf den älteren wie eine Metapher, auf die des Lebens und des Vergehens. Aus Fasern bestehen wir und in Schichten sind wir sezierbar. Dieser medizinische Aspekt taucht in der Arbeit immer wieder auf, ohne dass die Metapher strapaziert würde. Überhaupt tritt die Arbeit eher bescheiden auf, weist auf einzelne Vorgänge eher hin, als dass sie sie ausleuchtet, wirkt nie aufdringlich, auch wenn der ältere Körper des Mannes akribisch erforscht wird.

Simon Baur in der Basler Zeitung vom 2. September 2005